Obligo#
Obligos sind zukünftige zu erwartende verbindliche Kosten, die sich aus Folgebelege wie Einkaufsbestellungen, Lagerbestände, Fertigungs- oder Montageaufträgen sowie Zeiterfassungen innerhalb eines Projekts ergeben.
Hierdurch werden zunächst Sollkosten gebildet, die nach dem Buchen der Lieferung in Istkosten übergehen. Diese lösen sich durch das Fakturieren und den Verbrauch auf die Projektaufgabe als Obligo auf und belasten anschließend das Projekt mit Istkosten.
In Microsoft Dynamics 365 Business Central Standard zeigt die Projektaufgabe standardmäßig die Obligos "Auftragsbestand" und "Nicht fakturierter Lieferbetrag" an. Diese Werte umfassen direkte Zuordnungen zu Folgebelegen, jedoch werden Reservierungsbezüge an dieser Stelle nicht berücksichtigt.
In KUMAVISION factory365 wurden die Obligos "Auftragsbestand" und "Nicht fakturierter Lieferbetrag" durch "Restbestellbetrag" und "Lager Einstandsbetrag (erwartet)" erweitert.
Der Restbestellbetrag umfasst die Berechnung des "Auftragsbestand" zzgl. berücksichtigt dieser, mögliche Reservierungsbeziehungen zu einer zugehörigen Einkaufsbestellzeile.
Der "Lager Einstandspreis (erwartet)" umfasst die Berechnung des "Nicht fakturierter Lieferbetrag" zzgl. mögliche Reservierungsbeziehungen zu einer Einkaufsbestellzeile sowie gelieferte, aber nicht fakturierte Lagerwerte direkt in der Projektplanzeile.
Des Weiteren stehen Ihnen die Obligowerte: Fertigung -, Montage- und Arbeitszeit Einstandsbetrag” zur Verfügung. Je nach Buchungsfortschritt werden die Einstandspreisbeträge in erwartete oder tatsächliche Beträge unterteilt und bilden zusammen das Gesamtobligo.
Obligos in der Projektaufgabe#
Die nachfolgend beschriebenen Obligos werden Ihnen in den Projektaufgabenzeilen eines Projekts als Einstandspreisbeträge dargestellt. Durch Klick auf den jeweiligen Wert, öffnet sich die Seite "Obligoposten", welche bereits auf das jeweilige Projekt und die entsprechende Projektaufgabe vorgefiltert ist.
Restbestellbetrag#
Das Bestellobligo einer Projektaufgabe stellt den verbleibenden Bestellbetrag einer Einkaufszeile dar, die mit einer entsprechenden Projektplanzeile dieser Projektaufgabe verknüpft ist. Das Bestellobligo bildet die Summe aus dem Feld "Auftragsbestand" zzgl. den Restbestellbetrag der reservierten Einkaufszeile zur zugehörigen Projektplanzeile.
Hinweis
Artikel mit einer Reservierung zu einer Fertigungsauftrags- oder Montageauftragszeile werden über das Fertigungs- oder Montageobligo bewertet und bilden kein zusätzliches Bestellobligo.
Fremdarbeitsgänge für externe Arbeitsplatzgruppen zu einem Fertigungsauftrag Arbeitsgang werden auch über das Fertigungsobligo bewertet und bilden kein zusätzliches Bestellobligo.
Lager Einstandsbetrag (erwartet)#
Das Lagerobligo (Lager Einstandsbetrag (erwartet)) umfasst den Wert aus dem Feld "Nicht fakturierter Lieferbetrag" ergänzt um die Bewertung der externen Ressourcenlieferungen sowie den erwarteten Einstandspreis der Artikelposten mit direkter Reservierung auf eine Projektplanzeile.
Hinweis
Der Artikelposten entsteht durch das Buchen eines Wareneingangs, das Buchen einer Istmeldung der Fertigung mit Reservierung auf eine Projektplanzeile oder durch eine manuelle Reservierung auf den Artikelposten. Er wird zum aktuellen Nettoeinstandspreis seiner Belegherkunftszeile bewertet.
Lager Einstandsbetrag (tatsächlich)#
Das Lagerobligo (Lager Einstandsbetrag (tatsächlich)) umfasst den tatsächlichen bewerteten Betrag eines fakturierten Artikelpostens (Einstandspreis (tatsächlich)) mit direkter Reservierung zu einer Projektplanzeile.
Dieser Wert wird durch die Fakturierung der Einkaufsbestellzeile, das Beenden der Fertigungsauftragszeile zu dieser Istmeldung, das Buchen eines Montageauftrages oder das manuelle Buchen eines Artikelbuchblattes ermittelt. Alle Neubewertungen oder Zu-/Abschläge des Einkaufs beeinflussen den tatsächlichen Einstandsbetrag. Daher können fortlaufende Lageregulierungen je nach Lagerabgangsmethode vorgenommen werden.
Hinweis
Das Fakturieren einer Bestellzeile mit direkter Projektbeziehung stellt einen direkten Projektverbrauch für externe Ressourcen oder einen direkten Artikelabgang dar. Dieses Buchen bildet somit einen direkten Projektaufwand und löst den Wert des "Nicht fakturierten Lieferbetrag" und des "Lager Einstandsbetrag (erwartet)" auf.
Die Funktion "Projektartikelpreise aktualisieren" kann den Projektverbrauch nachträglich nach der Lagerregulierung des Artikel-Abgangspostens korrigieren. Weiterführende Informationen finden Sie unter: Informationen zur Bestandskostenrechnung
Fertigung Einstandsbetrag (erwartet)#
Das Fertigungsobligo (Fertigung Einstandsbetrag (erwartet)) umfasst die Sollkosten (Werte der FA-Komponenten und FA-Arbeitsgänge) eines reservierten Fertigungsauftragszeile zu einer Projektplanzeile.
Wenn die Fertigungsauftragszeile um eine mehrstufige Struktur erweitert wird, werden auch diese FA-Komponenten und die FA-Arbeitsgangkosten einbezogen. Dadurch werden mehrstufige FA-Sollkosten ermittelt.
Neben der Wertbetrachtung bilden sich die Obligoposten nach:
- der Herkunftsart für FA-Komponenten für FA-Arbeitsgang
- dem Fälligkeitsdatum und Menge(Basis) der FA-Komponenten
- dem Enddatum/zeit und der Summe aus Rüst- und Bearbeitungszeit der FA-Arbeitsgänge. Die Zeitmengen werden dabei gemäß der Produktion Einrichtung "Kapazität anzeigen in" als Basiszeiteinheit verrechnet.
Eine Projektplanzeile kann mehreren Fertigungsaufträgen zugeordnet sein, ebenso wie mehrere Projektplanzeilen einem einzelnen Fertigungsauftrag zugeordnet sein können.
Zusätzlich können in der Fertigungsauftragszeile Überschussmengen produziert werden, die nicht reserviert sind und daher als neutraler Lagerzugang gelten. Dies wird auch mehrstufig in die Unterstrukturen verfolgt.
Die Zuordnung der Projektplanzeilen zu den Fertigungsaufträgen wird vom System eindeutig in Reservierungsposten definiert. Dadurch können Soll- und Istkosten des Fertigungsauftrags gezielt und mehrstufig entlang der Reservierungsverfolgung für jede Projektplanzeile analysiert werden.
In KUMAVISION factory365 kann diese mehrstufige Wertbetrachtung durch eine erweiterte Reservierungsbeziehung (Link zur Fertigungsauftragszeile) sowohl für Auftragsfertigung als auch für Lagerfertigung genutzt werden. Dadurch entsteht ein vollständig logistisches und kapazitiv nutzbares Auftragsnetz, das flexibel analysiert werden kann.
Hinweis
Die Reservierungsstruktur einer Projektplanzeile kann um eine Reservierung für Umlagerungsaus- bzw. eingang erweitert werden, da der Umlagerungsbeleg keine weiteren Soll- und Istkosten erzeugt. Um alle Kosten korrekt zu erfassen, ist ein abgeschlossener Fertigungsauftrag notwendig, damit der Lagereinstandsbetrag (tatsächlich) korrekt ausgewiesen wird und keine unregulierten Wertereste im Fertigungsobligo zurückbleiben.
Fertigung Einstandsbetrag (tatsächlich)#
Das Buchen von Artikelverbrauch, Kapazitätsverbrauch und Artikel-Istmeldungen bilden den Betrag "Fertigung Einstandsbetrag (tatsächlich)" bzw. die FA-Sollkosten.
Kapazitätsbuchung
Das Buchen von Kapazitätsverbräuchen bildet aus Sicht des Fertigungsobligos Istkosten, hierdurch steigt das Obligo "Fertigung Einstandsbetrag (tatsächlich)" und die Sollkosten des "Fertigung Einstandsbetrag (erwartet)" werden anteilig reduziert.
Die Soll-Kapazitätskosten werden auf null gesetzt, wenn der Arbeitsgang als abgeschlossen markiert wird oder die Summe der Istkosten und Istmengen die Sollwerte übersteigt. Ein negativer Wert ist nicht möglich. Wenn mehr Ist- als Sollkosten gebucht werden, erhöht sich der "Fertigung Einstandsbetrag (tatsächlich)".
Durch die Bildung der Istkosten und das Verrechnen der Sollkosten werden weitere Detailposten gebildet.
Verbrauchsbuchung
Es werden die Sollverbrauchskosten anteilig verrechnet, bis diese Null sind. Sind Ist-Verbrauchskosten größer als die Soll-Verbrauchskosten, so werden die Soll-Kosten auf null bewertet.
Hinweis
Wir empfehlen eine Aufgabenwarteschlange zur Einstandspreis aktualisieren: (alle Ebenen und Reservierungen aktualisieren = JA) zu erstellen.
Das Beenden eines Fertigungsauftrags schließt weitere FA-Kapazitäts-, Verbrauchsbuchungen oder Istmeldungen aus. Der Artikelposten der Istmeldung wird durch die Lagerregulierung aktualisiert und es wird der tatsächliche Einstandspreis ermittelt. Da keine weiteren Buchungen mehr möglich sind, werden eventuell vorhandene Restobligos aufgelöst.
Montage Einstandsbetrag (erwartet)#
Der "Montage Einstandsbetrag (erwartet)" bildet die einstufigen Sollkosten von geplanten Verbrauchsartikel und Ressourcenzeiten ab. Das Buchen einer Montage-Istmeldung bildet einen Lagereinstandsbetrag (tatsächlich), und ist gekoppelt mit dem Artikelverbrauch und Kapazitätskosten der Ressourcen.
Arbeitszeitobligo#
Ressourcenzeiten können über Arbeitszeitnachweise auf Projektaufgaben direkt erfasst, übermittelt und genehmigt werden.
Diese Kapazitätsmengen werden mit ihrem Einstandspreis der Ressourcenkarte miteinander multipliziert und als Zeitobligo bewertet. Die abschließende Projekt-Verbrauchsbuchung der Arbeitszeitdetails bildet den Projektverbrauch und löst anteilig das Zeitobligo auf.
Bei externen Ressourcen erfolgt die Abrechnung über die Einkaufsbestellung oder Einkaufsrechnung.
Obligoposten#
Auf der Seite "Obligoposten" wird die Herkunftsbelegzeile mit Menge, Wert und Datum betrachtet und Änderungen in Bezug auf Wert, Menge und Datum im Vergleich zum letzten Posten bewertet. Diese Bewertung erfolgt zu einem Bewertungsdatum, das standardmäßig auf das aktuelle Arbeitsdatum gesetzt ist.
Der Wertefortschritt erfolgt durch Buchungsprozesse wie Liefern, Fakturieren, Verbrauch, Kapazitäten, Istmeldung, Montagemeldung, Arbeitszeit Genehmigung bis ein Projektverbrauch erfolgt.
Entlang dieser Prozesse werden die Werte durch Funktionen wie: Einstandspreise aktualisieren, Lagerregulierung, Projektartikelpreise aktualisieren begleitet. Der Wertfortschritt wird auch über Detailposten mit Stornoverrechnung dokumentiert.
Die Obligoposten sind dabei immer nur ein Mitschnitt zum Bewertungszeitpunkt und dokumentieren den Fortschritt im Vergleich zum letzten Mitschnitt.
Änderungsereignisse und deren Auswirkungen#
Mengenänderung#
Die Mengenänderung kann entweder manuell oder durch den E+D Änderungsabgleich bei wachsenden Stücklisten verursacht werden. Infolgedessen erfolgt eine Anpassung des Betrags, die als zusätzlicher Detailposten ermittelt wird.
Preisänderung#
Die Preisänderung kann entweder manuell oder durch die Funktion "Einstandspreise aktualisieren" ausgelöst werden. Dadurch wird eine Betragsänderung vorgenommen, die als weiterer Detailposten erfasst wird.
Terminänderung mit Postenstornierung und Neujustierung#
Die Obligoposten überwachen Terminänderungen in den Belegen, die aus Planungsprozessen resultieren. Dadurch können die Obligowerte periodengerecht betrachtet und in der Forecast-Matrix analysiert werden.
Die relevanten Felder für die Terminänderung sind:
- "Erwartetes Wareneingangsdatum" der Einkaufsbestellzeile
- "Fälligkeitsdatum" der Einkaufsbestellzeile
- "Fälligkeitsdatum" der FA-Komponente
- "Enddatum/Zeit" des FA-Arbeitsgangs
Istmeldung bei Auftragsfertigung#
Planungsebene 0
Bei der mehrstufigen Auftragsfertigung werden die Einstandswerte der Fertigungsauftragszeilen, die direkt zur Projektplanzeile reserviert sind, als Lagerobligo Einstandsbetrag (erwartet) dargestellt.
Planungsebene > 0
Bei Unterbaugruppen einer mehrstufigen Auftragsfertigung werden die Einstandspreise der Artikel-Istmeldungen nicht als Obligoposten interpretiert.
Obligoposten aktualisieren#
Die Funktion "Obligoposten aktualisieren" steht Ihnen im Menüband eines Projektes zur Verfügung.
Die Funktion berechnet die Obligowerte anhand der folgenden Elemente:
- Artikelposten
- Einkaufszeile
- Montagezeile
- Arbeitszeitnachweisdetails
- FA-Komponente
- FA-Arbeitsgang
Je Belegzeile werden die Mengen, Einstandsbeträge, das erwartete Fälligkeitsdatum, der mehrstufigen Komponenten und Kapazitäten ermittelt und in neuen Obligoposten gespeichert. Die Berechnung kann manuell oder durch eine Aufgabenwarteschlange aktualisiert werden. Die aktuellen Belegwerte werden gegen den vorhandenen Obligoposten geprüft und bei Abweichung der ursprüngliche Posten durch ein Korrekturposten storniert und der neue bewertete Posten eingestellt.
Die Posten kennen weitere Felder für die Herkunft der Belegzeile, der Zuordnung zu einer Projektaufgabe, der Projektkontenfindung, das Bewertungsdatum sowie Systeminformationen.
Es empfiehlt sich die Berechnung der Obligoposten durch eine Aufgabenwarteschlagen automatisch in kurzen Zeitabschnitten ausführen zu lassen.
Hinweis
Die automatische Verarbeitung kann durch fehlende Projektkonteneinrichtungen oder Tabellensperrungen anderer Prozesse unterbrochen werden. Daher ist eine regelmäßige Wartung dieser Aufgabenwarteschlange erforderlich.
Projektartikelpreise aktualisieren#
Die Einstandspreise eines Artikelpostens können durch die Lagerregulierung sich nachträglich ändern. Die Standardfunktion “Projektartikelpreise aktualisieren” korrigiert diese Wertänderung auf den Projektposten nach.
Hinweis
Es ist zu empfehlen, die Funktion "Automatische Aktualisierung der Projektartikelpreise" in der "Einrichtung Projekte" zu aktivieren.
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Microsoft, Microsoft Dynamics und Microsoft Dynamics 365 sind Marken der Microsoft-Unternehmensgruppe. ↩